IHS Hessen

Antrag Leitungszeit

Schulleitungen benötigen viel mehr Leitungszeit

Die Landesdelegiertenversammlung möge beschließen:

Begründung:

Beginnen möchten wir unsere Forderung zur Leitungszeit mit zwei Thesen:

These 1: Für die Sicherung und Entwicklung der Qualität von Schule und Unterricht sind gute Schulleitungen unerlässlich.

These 2: Eine Schule gut zu leiten erfordert viel Zeit.

Schulleiter bzw. Schulleiterin zu sein, ist eine Aufgabe, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten grundlegend geändert hat. Inzwischen ist fachwissenschaftlich unstrittig, dass es sich bei der Funktion einer Schulleiterin oder eines Schulleiters um ein eigenes Berufsbild handelt. In den Grundschulen üben viele Schulleiterinnen und Schulleiter nach wie vor in einem Anteil von mehr als 50 % den Beruf ihres Eingangsamtes, das der Lehrkraft, aus. In der freien Wirtschaft wäre so etwas undenkbar.

Die Umsetzung der Inklusion, die Aufnahme von Asylsuchenden und Flüchtlingen in den letzten 10 Jahren sowie der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 führen dazu, dass die Zahl der Menschen, die an einer Schule tätig sind, ein Vielfaches derer übersteigt, die dort noch vor ca. 15 Jahren tätig waren. Die Kommunikationsbedarfe haben sich entsprechend der neu an Schule tätigen Menschen und Professionen nahezu verdoppelt. Aber auch der gesellschaftliche Wandel bildet sich in den Kommunikationsbedarfen deutlich ab.

Krisengespräche, Mediationsgespräche, Disziplinierungsgespräche, Ordnungsmaßnahmen, sonderpädagogische Überprüfungsverfahren, Einstellungsgespräche – all diese kommunikativen Settings müssen sorgfältig geplant, durchgeführt und evaluiert werden. Darüber hinaus fordert der digitale Wandel an Schule ein immenses Maß an Schulleitungszeit, denn digitale Tools sind nicht neutral. Sie wollen genutzt werden.

Die Schulleitung trägt, wie in These 1 definiert, die Verantwortung dafür, dass die Qualität des Gesamtsystems Schule hohen Standards entspricht. Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung und die Prozesse der schulischen Digitalisierung werden vorangetrieben, damit das Lernen der Schülerinnen und Schüler den Bedingungen des kommenden Zeitalters entsprechend gelingen kann. Erst die professionelle Schulleitungsarbeit ermöglicht den Lehrkräften ein professionelles Arbeiten, welches sich in gutem Unterricht, der individuellen Förderung aller Schülerinnen und Schüler und dem Erreichen der bestmöglichen Übergänge und Abschlüsse dieser zeigt.

Zu einer professionellen Arbeit gehört die Planung, das Durchführen und das Implementieren von Prozessen. Dies benötigt gemäß unserer These 2 Zeit.

Eine Investition in Schulleitungszeit ist eine Investition in die Zukunft.

Wir fordern deshalb:

Basierend auf unseren Erfahrungen fordern wir faire Arbeitsbedingungen und

  • eine vollständige Entbindung von den Unterrichten der Stundentafel. Alle Zeit von Schulleitung unabhängig von der Schulform muss Leitungszeit sein und
  • für die erweiterte Schulleitung aller Schulformen eine maximale Unterrichtsverpflichtung:
    • Stellvertretende Schulleitung: maximal 25 %
    • Schulleitungsteam: maximal 50 %

Im Namen der IHS-Landesdelegiertenversammlung
Andreas Leibold
IHS-Landesvorsitzender